Wie Christen die Corona-Krise deuten, hängt immer auch mit unserem Gottesbild zusammen. Manche Menschen glauben, dass Gott die Menschen mit dem Coronavirus straft, andere glauben an das Versprechen Gottes, dass er auch im Dunkel ihres Lebens gegenwärtig ist.
Aktuell wird in verschiedenen Zusammenhängen die Frage thematisiert, ob das Coronavirus eine Strafe Gottes sei. Ggf. werden auch Schüler*innen diese Frage stellen. Die nachstehenden Materialien greifen das Thema auf und machen einen Vorschlag, wie das Thema im Religionsunterricht der Sekundarstufe I aufgegriffen werden kann.
Unsere Gottesbilder drücken unsere Beziehung zu Gott aus und haben damit letztlich immer auch Rückwirkungen auf die eigene Identität. So ist es für den Einzelnen nicht unerheblich, ob er Gott in erster Linie als Richter und unerbittlichen Gesetzeshüter sieht oder sich selbst als von Gott geliebten Menschen beschreibt. Grundlage solcher Vorstellungen sind persönliche Gotteserfahrungen oder sie gründen in religiösen Überlieferungen. Ihren Ausdruck finden sie in Bildern oder Symbolen. Insbesondere für eine Beziehung, die ohne hörbare Verbindung und Sichtkontakt auskommen muss, sind diese Bilder oder Symbole wichtig. Unter das Bilderverbot fallen sie nicht. Dieses bezieht sich biblisch auf die Anfertigung einer Götter- und Götzenstatue des Gottes Israels, die angebetet wurde und der göttliche Kräfte zugeschrieben wurden (Ex 1,20).
Um der Frage nachzugehen, ob das Coronavirus eine Strafe Gottes ist, ist eine Auseinandersetzung mit den persönlichen Gottesbilder unerlässlich. Da Gottesbilder eher unbewusst entstehen, macht es Sinn, sich nach dem eigenen Gottesbild zu fragen und mit Schüler*innen über persönliche Gottesbilder ins Gespräch zu kommen. Dieses im Bewusstsein, dass alle Bilder und Symbole Gott nicht gerecht werden. Gott bleibt immer der ganze Andere, der alle menschlichen Konzepte und Bilder übersteigt. Dennoch brauchen wir eine Vorstellung vom Gegenüber und deren Reflexion, um daran reifen und wachsen zu können.